Sonntag, 11. November 2012

Party der Botachopp



Einem jeden Rio-Besucher kann ich nur empfehlen eine Sambaschule zu besuchen. Das ist ein unglaubliches Erlebnis. Gestern hat die Torcida Organizada Botachopp , eine Ultragruppierung von Botafogo, zu ihrer alljährlichen Party die Sambaschule Caprichosos im Stadtteil Pilares angemietet.
Eine Sambaschule dient nicht zum Samba lernen sondern es handelt sich um eine Halle, die die nötige Infrastruktur für eine Großparty bietet, also Grill, Getränkeverkauf, Musik, Tanzfläche, Toiletten. Die Caprichosos liegt gleich an der Straße gegenüber vom Bahnhof Pilares in der Nordzone Rio de Janeiros. Sie wurde in den Freiraum unter eine Straßenbrücke gebaut. Ich komme dort mit meinem schwedischen Kollegen Henrik gegen Mittag an und kaufe an einem der Kassenlöcher ein Hemd für R$50, das als Eintrittskarte gilt.
Mit dem Hemd bewaffnet gehen wir durch die Drehtüren und werden vom Sicherheitspersonal auf Waffen untersucht. Wir sind drin und holen uns erst ein Mal ein Bier. Dann stellen wir uns in der Schlange am Grill an und bereiten uns einen Teller mit frischgegrilltem Fleisch und Wurst.
In dem Saal drängen sich schon über hundert Botafogofans. In der Mitte wurde eine Bühneninsel errichtet, auf der eine Sambaband spielt. Aber am linken Ende der Halle gibt es eine große Bühne für die Percussionsgruppe der Sambaschule, die auch einen Auftritt hat. Das ist ziemlich beeindruckend:


 Auf der Rückseite befinden sich mehrere abgetrennte Logen für geladene Gäste. In der größten treffen wir einige ehemaligen Spieler von Botafogo wie den Weltmeister Jairzinho, Gonçalves und Maurício. Daneben haben einige befreundete Fanclubs von Botafogo Logen bekommen. Die Jungs laden uns ein, denn sie finden es super, dass ein paar Ausländer sich für Botafogo interessieren. Man stellt mit Eis und Bierdosen gefüllte Eimer auf den Tisch, um immer ein eisgekühltes Bier griffbereit zu haben. Es ist für alle Altersklassen was geboten, sogar für den Nachwuchs, für den eine Hüpfburg aufgebaut wurde.
Henrik will noch unbedingt mit dem Präsidenten der Botachopp Paulinho sprechen. Als wir ihn endlich treffen ist er aber zu betrunken, um noch irgendwas Ernsthaftes zu sagen. Er umarmt uns nur und erklärt wie sehr er Botafogo und die Welt an sich liebt. Dann zeigt er uns seinen Organspenderausweiß. Im jetzigen Zustand würde der Organspender aber sofort mit betrunken werden. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Insgesamt ist die ganze Veranstaltung eine exzellente Saufparty.
Uns hat es gefallen, aber wir müssen die Heimreise antreten. So gehen wir zurück zum Bahnhof und nehmen den Zug zum Hauptbahnhof. Während der Fahrt kommt eine Gruppe von Jungs ins Abteil und erspäht die Ausländer mit den Botafogoshirts. Sie versammeln sich um uns und beginnen verschiedene hervorragende Lieder zu singen. Sie beklagen, dass sie kein Geld haben, um auf die Party oder ins Stadion zu gehen. Ja, die Jungs fehlen im Stadion, denn sie sind zwar noch jung, aber sie können schon die Lieder. Seht selbst:


  Im übrigen Botafogo könnte mit „Brandstifter“ übersetzt werden, somit ist Botachopp der „Schoppenstifter“ oder „Bierstifter“. Man könnte den Namen auch mit „Füll den Krug“ übersetzen. Das brasilianische Wort Chopp hat seine Wurzeln tatsächlich im deutschen Wort Schoppen. Es wurde von deutschen Migranten nach Brasilien gebracht. 

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