Freitag, 14. Dezember 2012

Olympiavorbereitungen in Rio de Janeiro


Ich habe in den letzten Wochen mehrfach über die Stadionneubauten Brasiliens zur WM berichtet. Aber Brasilien investiert auch in infrastrukturelle Urbanisierungsmaßnahmen, um sich auf die kommenden Großereignisse vorzubereiten. In Rio de Janeiro scheint es mir manchmal so, als ob die ganze Stadt umgebaut werden würde. Die Investitionen sind hier sicherlich höher als in anderen Städten, da Rio auch die Olympischen Spiele erwartet.
Das Olympiaprojekt teilt sich in vier Bereiche, in denen die Wettbewerbe stattfinden sollen: Maracanã und Deodoro in der Nordzone, Copacabana in der Südzone und Barra in der Westzone.

Quelle: Wikipedia 


Der normale Tourist kommt am internationalen Flughafen auf der Gouverneursinsel (rechts oben) an und begibt sich mit einem Taxi in die gut versorgte Südzone (also den Bereich der Copacabana). Er wird kaum mit den anderen Bereichen in Kontakt kommen, die teilweise noch schlecht erschlossen sind und ein prekäres Verkehrssystem haben. Somit ist der verkehrstechnische Anschluss dieser Bereiche an die Südzone eine der großen Herausforderungen Rio de Janeiros.
Dies gilt besonders für den Bereich Barra, der als Neureichenviertel gilt und noch viel Bauland besitzt. Er wurde zum Spielball der Immobilienspekulanten. In ihm wird am ehemaligen Formel1-Ring der Olympiapark entstehen. Diese Anbindung soll durch den Bau dreier Schnellstraßen geschehen:

Quelle: Wikipedia  

Die gelben Schnellstraßen „Avenida Brasil“ und „Linha Amarela“ existieren schon und verbinden das Zentrum mit den Vororten. Schon lange wären Querverbindungen, besonders durch U-Bahnlinien dazu notwendig. Man versucht nun zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, in dem man auf den neuen Schnellstraßen Exklusivfahrbahnen für das BRT-Bussystem mit Bahnhöfen reserviert, die als Metroersatz dienen sollen.
Dabei verbindet die „Transcarioca“ (hellrot) den Flughafen auf der Ilha do Governador mit den Stränden der Barra und ihren neuen Hotels. Parallel dazu verbindet die „Transolimpica“ (dunkelrot) die Olympiaeinrichtungen in Deodoro mit dem Olympiapark in Barra. Beide Linien treffen sich ungefähr auf der Höhe des zukünftigen Olympiaparks. Schließlich wird die „Transoeste“ (rosa) die Westzone erschließen. Diese Buslinien sollen das schon existierende U-Bahnnetz der Südzone ergänzen:

Quelle: Wikipedia 


Im Norden gibt es schon über die grüne Linie Verbindungen mit dem BRT-System. Im Süden werden die hellblauen Linien derzeit mit Busen versorgt. Aber im Moment wird eine neue U-Bahnlinie von Ipanema, über die PUC, in Richtung São Conrado und Barra gebaut. Hier sollen bis spätestens 2016 Züge verkehren und so alle vier Olympiabereiche verbinden. Aber nicht nur in den Transport, sondern auch in Sport und Kultur wird investiert. Hier einige Projekte aus den vier Bereichen:

Barra


Schon für die Panamerikanischen Spiele 2007 wurden verschiedene Sportanlagen im ehemaligen Formel1-Ring errichtet. Im Bild die Olympiahalle für Basketball und Turnen.


Sicherlich eines der größten Projekte ist die Linie 4 der U-Bahn, die die Barra mit der Südzone verbinden wird. Dafür muss ein Tunnel durch das Tijucagebirge geschlagen werden.

Copacabana


Direkt am Strand von Copacabana werden außer Beachvolleyball auch der Triatlon und der Schwimmmarathon ausgetragen werden. Das Alles mit Blick auf den Zuckerhut.


Ebenfalls in der Südzone liegt das Ruderstadion an der Lagune.

Maracanã


Viele Favelas werden im Moment urbanistisch erschlossen. Im Bild die Bauarbeiten für die Endstation am Hauptbahnhof des Lifts, der zum Providenciahügel hinauf führt. Ähnliche Lifts und Aufzüge werden in anderen Favelas, wie zum Beispiel dem Complexo do Alemão gebaut.


Im Bereich Maracanã liegt auch das zukünftige Olympiastadion Engenhão, das in die engen Gassen der Nordzone gedrängt wurde. Deswegen werden jetzt die Anfahrtswege erweitert. Im Bild die Zufahrt zur Linha Amarela. Einige Wohnhäuser mussten dazu weichen. Diese Zwangsenteignungen sind immer kompliziert und einer der zentralen Gründe für Proteste.

Deodoro


Deodoro, weit in der Nordzone gelegen, wird von den Organisatoren als das wichtigste Sozialprojekt gepriesen. Man will sportliche und kulturelle Anreize in diese entlegenen Vororte bringen. Schon 2007 haben hier die Reitwettbewerbe stattgefunden. Aber auch Kanu, BMX, Sportschießen und Hockey ist für Deodoro angesetzt.

In dem Eck zwischen den Bereichen Maracanã und Copacabana befindet sich das historische Zentrum Rios. Dort wurde besonders das Viertel des alten Hafens als Investitionsmöglichkeit entdeckt und erfährt deshalb umfassende Renovierungsarbeiten. Diesem Bereich werde ich mich morgen in einem gesonderten Bericht widmen. 

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