Sonntag, 17. Februar 2013

Boavista – Olaria, 1:0



Gestern hatte ich meinen Tag am Meer. Gemeinsam mit meiner Fußballtruppe machte ich mich auf den Weg in die Stadt Saquarema und ihre Strände. Auf dem Spielplan stand das Spiel des dort beheimateten Vereins Boavista gegen das Schlusslicht Olaria.
Nach etwa eineinhalb Stunden auf der ganz guten Autobahn durch das Hinterland von Rio de Janeiro erreichten wir kurz vor der Ausfahrt nach Saquarema noch die Mautstation, die uns unglaubliche R$15 abverlangte. Gleich danach ging es rechts ab auf einen Schleichweg voller Löcher, der Fragen über die Zulässigkeit der Maut aufkeimen ließ. Weitere 30 Minuten später erreichten wir die ersten Häuser von Saquarema. Direkt gegenüber des Bacaxá FC gesellte sich unsere lokale „Reiseleiterin“ Thaís zu uns.


„Bacaxá gegeg Barreira war früher unser Stadtderby. Aber Bacaxá ist heute völlig dekadent. Barreira hat sich irgendwann in Boavista umbenannt.“, klärte uns Thaís auf. „Aber gehen wir erst ein Mal was Essen. Wie wäre es mit Fisch?“ Den Vorschlag nahmen wir dankend an.
Thaís führte uns zu der exzellenten Strandbar Pipica am Itauna-Strand, in deren Hof mehrere Plastiktische und –stühle aufgestellt waren.  Mandelbäume mit weiten Kronen spendeten großzügig Schatten und so war der Innenhof durch die Meerbrise sogar angenehm kühl. Wir bestellten einmal quer durch die Speisekarte alles was mit Meer zu tun hatte: Garnelenpastete, Krebsfleisch, Muscheln und eine Moqueca (Fischeintopf), dazu Bier und Caipirinha.


Küche und Kellner waren eindeutig überfordert mit der Masse der Strandtouristen, die zum Mittagessen in die Bar strömten, so zog sich unser Aufenthalt über zwei Stunden hin. Aber wir wurden mit einem absolut hervorragenden Mahl entschädigt. Außerdem hatten wir ja Zeit. Frisch gestärkt überquerten wir die Straße, um noch eine halbe Stunde am Meer zu verbringen. Leda und Carol warfen sich sogar in die Wellen. Der Strand war aber auch wirklich schön, mit seinem weißen Sand und dem klaren Wasser.


Doch um 16.00h mussten wir uns in Richtung Stadion aufmachen. Thaís erklärte uns noch den Weg, denn sie zog es vor am Strand zu bleiben, statt 22 schwitzende Männer durch die 40 Grad Hitze rennen zu sehen. Das schreckte uns aber nicht ab.


Saquarema ist mit seinen 75.000 Einwohner nicht gerade groß und so fanden wir das Stadion schnell. Man sah ihm zwar an, dass es schon älteren Semesters ist, aber der Verein ist ersichtlich bemüht, um eine gute Instandhaltung. Die für einen Provinzklub durchaus stattlichen Tribünen erstrahlten alle frisch gestrichen. Der Rasen war um einiges besser als in Caracas am Mittwoch.


Der Verein Barreira wurde 2004 von einer Gruppe von Unternehmern übernommen, die den Klub in Boavista umbenannten. Seitdem versuchen sie in dem gemütlichen Strandort ihr Geld mit der Ausbildung und dem Verkauf von Spielern zu verdienen. Dementsprechend gut sind die Sportanlagen.
Aber man sieht auch, dass es sich um einen traditionellen Verein der Region handelt, denn die Haupttribüne füllte sich beachtlich. Sogar einen Fanklub „Fúria” gibt es, der 90 Minuten um Stimmung bemüht war. Nach einer zweifelhaften Entscheidung des Linienrichters erklärten sie ihm die sexuellen Vorzüge seiner Frau.


Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt, denn ein einziger gelungener Spielzug in der ersten Halbzeit führte zum Siegtor für die Heimmannschaft. Olaria hat einfach keinen Sturm und kommt so auch trotz Feldüberlegenheit nicht zu Toren. Der Verein aus Rios Norden ist für mich Abstiegskandidat Nummer 1. Boavista entgegen verwaltete den Vorsprung kräftesparend in der Hitze und hat jetzt sogar noch Chancen auf das Halbfinale in zwei Wochen.


Nach dem Spielende erklärte uns ein freundlicher Polizist, dass die Stadionstraße ein alternativer Weg nach Rio zurück ist, mit dem man die Maut umgeht. So machten wir uns auf den Rückweg durch eine Gebirgslandschaft, die in der untergehenden Sonne an Caspar David Friedrich erinnerte. Etwa zwei Stunden später waren wir zurück in der „Cidade Maravilhosa“ mit ihren letzten Karnevalsumzügen und den Verkehrsstaus. 


Keine Kommentare: