Donnerstag, 27. Juni 2013

Fortaleza (Spanien - Italien, 0:0, 7:6 nE)

Das zweite Halbfinale zwischen Spanien und Italien (0:0, 7:6 nE) fand heute in Fortaleza statt. Die einzige Stadt, die ich während des Confed Cups nicht besucht habe. Es folgt die Städtebeschreibung.

Die Stadt
Fortaleza liegt an der Nordküste Brasiliens und ist eine Art São Paulo mit Strand. 2,5 Millionen Menschen drängen sich in der Hauptstadt des Bundesstaates Ceará, die zu einem industriellen und wirtschaftlichen Zentrum geworden ist. Wie in São Paulo ist das Stadtbild von Wolkenkratzern geprägt, und auch das Design der Straßenschilder entspricht dem von São Paulo.


Aber Fortaleza ist mit seinen schönen Stränden auch ein Touristenmagnet, der von mehreren europäischen Städten aus direkt angeflogen wird. An der breiten Strandpromenade drängt sich ein Hotelhochhaus neben dem anderen. Bis spät in der Nacht sind unzählige Menschen unterwegs um zu trinken und Freunde zu treffen oder einfach nur, um zu sehen und gesehen zu werden.


Ceará ist ein eher trockener Landstrich, dessen wüstenhafte Ausstrahlung gelegentlich durch Kokos- und Cajúplantagen unterbrochen wird. Diese bizarre Landschaft mit Sonnengarantie besitzt einige der spektakulärsten Strände wie beispielsweise Mundaú, Águas Belas oder Canoa Quebrada. Wer Zeit hat, sollte zudem in die 320 Kilometer entfernte Strandoase Jericoacoara reisen. Von dort aus kann man in etwa vier Tagen und mit einem Geländewagen die Überfahrt nach São Luis und dessen historischer Altstadt machen, wobei es am Parnaiba-Delta und den Dünen der Lenções Maranhenses vorbei geht.


Die lokale Küche ist recht fleischlastig. Picanha, Maminha, Ziege, getrocknetes Rindfleisch oder Hähnchen wird mit dem allgegenwärtigen Baião de Dois, eine Art Risotto mit Bohnen, und Coalhokäse gereicht. Sehr empfehlenswert ist das Escondidinho, ein mit Käse überbackenes trockenes Fleisch mit Maniokpüree. In populären Restaurants sind Gerichte mit Innereien beliebt, wie zum Beispiel Panelada, Sarapatel und Kaumagen (Moela). Typische Fische der Region sind Surubim, Cavala und Rochen. Jeweils am Donnerstag treffen sich die Einheimischen am Futuro-Strand, um Krebse (Caranguejo) in verschiedenen Variationen zu essen.


Die lokale Cajúproduktion ist so riesig, dass die Fruchtschalen tonnenweise weggeworfen werden, denn ihre Nüsse, sind viel ertragreicher. Was trotzdem auf dem Teller landet, sind Marmeladen und Kompotte aus Cajú-Schalen. Andere typische Früchte sind Seriguela und Cajá, die sich hervorragend für Caipirinhas eignen. Auch in Ceará gibt es Tapiocas, oft mit Kokosraspeln.

Der Fußball
Fußball traf in Brasilien unabhängig voneinander an verschiedenen Orten aus Europa ein und breitete sich anschließend zunächst nur lokal aus. So war das auch in Fortaleza. Dort bestanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts enge Kontakte mit Paris, weshalb diese Zeit auch „Belle Époque“ genannt wird. Die Gründer des Fortaleza EC wählten zudem die französischen Nationalfarben für ihr Klubwappen aus.


Bis heute ist Fortaleza ein bürgerlich geprägter Verein, der sich auf lokaler Ebene emotional aufgeladene Derbys mit dem Stadtrivalen Ceará liefert. Der wiederum betont bewusst die regionale Verbundenheit und lehnt ausländische Einflüsse ab. Obwohl Fortaleza eine der wichtigsten Städte des Landes ist, haben beide Vereine Schwierigkeiten, in den nationalen Meisterschaften mitzuhalten. Die meiste Zeit verbringen sie in der zweiten Liga und somit fern der überregionalen Titel.


Beide Vereine nutzen das öffentliche Stadion Castelão, das eine für die Militärdiktaturzeit typische Betonschüssel ist. Einst fanden dort über 100.000 Zuschauer Platz. Für die WM ist nur die Fassade erhalten geblieben, während der Innenraum komplett umgestaltet und auf eine Kapazität von etwa 60.000 verringert wurde. Das Stadion stand ursprünglich zwischen großen Ausfallstraßen am unbewohnten Stadtrand. Heute liegt es inmitten eines riesigen Slums, was den WM-Organisatoren durchaus Sorge bereitet.

Ceará Sporting Club
Gegründet: 2. Juni 1914
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 41 Mal
Wichtige Spieler: Belletti, Edmílson, Iarley
Internet: www.cearasc.com

Fortaleza Esporte Clube
Gegründet: 18. Oktober 1918
Trikots: rot-blaue Hemden, blaue Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 39 Mal
Wichtige Spieler: Paulo Isidoro, Ari, Garrinchinha

Internet: www.fortalezaec.net

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