Sonntag, 23. Juni 2013

Recife

Ich bin in meiner letzten Station, Recife, angekommen. Mein Flug von Salvador nach Recife war genau wöhrend des Spiels Brasilien - Italien 4:2. Der Pilot hat immer wieder die Zwischenstände vermeldet. Nach dem Schlußpfiff sagte er: "Glückwunsch an uns alle". Jetzt aber zur Städtbeschreibung Recifes.


Die Stadt
1535 gründeten die Portugiesen die Stadt Olinda, von wo aus sie das Land Pernambuco verwalteten. 1630 wurde die Region als Holländisch-Brasilien von den Holländern besetzt, die ihre Hauptstadt in den benachbarten Mangroven errichteten und ihr den Namen Mauritsstad gaben. 1654 wurde Pernambuco von den Portugiesen zurückerobert und Mauritsstad in Recife („Riff“) umbenannt.


Seitdem ist Recife das bei weitem bedeutendere Zentrum der beiden – vor allem wegen seines Hafens. Im Stadtzentrum kann man historische Gebäude wie das Zollhaus, den Markt oder die Docks besuchen, die Recifes Wandel dokumentieren. Die 1,5 Millionen-Einwohner-Metropole ist ein brodelndes Zentrum mit abwechslungsreichem Kulturleben, das sich vor allem auf den Halbinseln zwischen dem Capibaribe- und dem Beberibe-Flüssen abspielt. Außer Theater, Kirchen und Museen locken dort Musikveranstaltungen mit den lokalen Rhythmen Frevo und Maracatu, die besonders den Karneval begleiten.


Recifes Zentrum platzt allerdings aus allen Nähten und versinkt täglich im Verkehrschaos. Dazu kommt, dass die Stadt bei Regen schnell mal unter Wasser steht, weil das Wasser bei Flut nicht ins Meer ablaufen kann – eine Folge der meeresnahen Bauweise der Holländer. Die Regenzeit fällt im Übrigen exakt in die WM-Monate Juni und Juli.
Erst in den 1950er Jahren wurde der Bereich entlang des Boa-Viagem-Strandes erschlossen und zum Oberschichtviertel. Leider ist der Strand seit dem Bau des Großhafens Suape mit Haien verseucht. Fast monatlich gibt es Attacken auf Surfer, und so sollte das Wasser lieber gemieden werden. Stattdessen lohnt sich ein Besuch der Museen Instituto Brennand und Oficina Brennand oder des Museums des Nordostens.


Die leicht zu erreichende historische Altstadt von Olinda gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Gegensatz zu Recife ist das Leben in Olinda beschaulich und ruhig. Man kann gemütlich zwischen der portugiesischen Kolonialarchitektur flanieren, eine der unzähligen barocken Kirchen besuchen oder die lokalen Ateliers durchstöbern. Olinda ist außerdem eine interessante Alternative wenn die Hotels in Recife ausgebucht sind.


Die Küche Pernambucos ähnelt der in anderen Gegenden des Nordostens. Im Küstenbereich werden viele Meeresfrüchtegerichte gereicht, in erster Linie Garnelen und Krebse (Caranguejo). Spektakulär ist Camarão na Moranga – das ist ein mit Garnelen gefüllter ganzer Kürbis. Im Landesinneren sind getrocknetes Fleisch (Carne Seca oder Carne de Sol), Maniok und Coalhokäse beliebt. Bohnen werden hier mit dem Maxixe-Gemüse zubereitet. Typisch für Pernambuco ist Arrumadinho aus getrocknetem Fleisch, Maniokmehl und Bohnen. Dazu wird Butter in Flaschen gereicht. Außerdem gibt es viele Gerichte aus Innereien, wie Sarapatel, Ziegenmagen (Buchada de Bode) oder Huhn in Blutsauce (Frango Cabidela).


Ein weiteres Kennzeichen der Küche Pernambucos ist der Bolo de Rolo, ein gerollter Kuchen mit Guavenmarmelade. Unbedingt probieren sollte man auch die Queijadinha - ein Nachtisch aus Käse und Guaven – sowie die getrockneten Cajúfrüchte. Auch die Tapioca-Pfannkuchen aus Maniokstärke dürfen natürlich nicht fehlen.

Der Fußball
Die drei großen Vereine Recifes Santa Cruz, Sport und Náutico haben jeweils eigene Stadien inmitten von zentrumsnahen Wohnvierteln, weshalb das Verkehrschaos an Spieltagen noch vergrößert wird. Das neue WM-Stadion wird jedoch rund 30 Kilometer außerhalb der Stadt gebaut, womit das Stauproblem minimiert wird.
Das WM-Stadion wird nach dem Turnier von Náutico gemietet, einem der ältesten Fußballvereine Pernambucos, der 1901 von deutschen und englischen Migranten gegründet wurde. Bis heute gilt der Verein als Klub der Mittel- und Oberschicht. In den 1970er Jahren verpflichtete man bei einem Jamaica-Ausflug mit Alan Cole einen Freund von Bob Marley. Cole schoss aber zu wenig Tore und rauchte zu viel Marijuana, weshalb man sich nach kurzer Zeit wieder von ihm trennte. Die Heimspiele des Vereins werden bis zur Eröffnung des WM-Stadions im Aflitosstadion ausgetragen.


Da sich Náutico zu seiner Gründerzeit ausschließlich Wassersportarten wie Rudern widmete, stand man dem Fußball eher skeptisch gegenüber. Als Guilherme Fonseca eine Fußballausrüstung von seinem Studienaufenthalt in Cambridge mitbrachte, fand er daher kein Gehör bei Náutico und gründete den Klub Sport, der sich zum erfolgreichsten Klub Pernambucos mauserte. Das Stadion von Sport, die Ilha do Retiro, war 1950 Schauplatz des WM-Spiels zwischen Chile und den USA (5:2).


Heute ist Santa Cruz der populärste Verein der Stadt. Obwohl man die letzten Jahre nur in der dritten oder vierten Liga verbrachte, verbucht Santa Cruz in seinem Stadion Arruda den höchsten Zuschauerschnitt Brasiliens! 1943 unternahm der Klub Santa Cruz eine berühmte Rundreise durch Brasiliens Norden, die heute „Selbstmordausflug“ genannt wird. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs durchgeführt, als das Passagierschiff ständig von U-Booten bedroht war. In der Amazonasregion wurden zudem mehrere Spieler von Tropenkrankheiten befallen, denen der Torwart zum Opfer fiel. Daraufhin wollte die Mannschaft umgehend nach Recife zurück, musste sich aber durch bezahlte Freundschaftsspiele an verschiedenen Stationen über rund vier Monaten quälen, ehe sie endlich wieder in Recife ankam.

Santa Cruz Futebol Clube
Gegründet: 3. Februar 1914
Trikots: schwarz-weiß-rote Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 26 Mal
Wichtige Spieler: Rivaldo, Ricardo Rocha, Zequinha
Internet: www.santacruzfc-pe.com.br

Sport Club do Recife
Gegründet: 13. Mai 1905
Trikots: rot-schwarze Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 39 Mal
Brasilianischer Meister: 1987
Brasilianischer Pokal: 2008
Wichtige Spieler: Traçaia, Djalma Freitas, Juninho Pernambucano
Internet: www.sportrecife.com.br

Clube Náutico Capibaribe
Gegründet: 7. April 1901
Trikots: rot-weiße Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 21 Mal
Wichtige Spieler: Bita, Lúcio Surubim, Bizu

Internet: www.nauticonews.com.br

2 Kommentare:

Léo Ramos hat gesagt…

Muito boa as análises, parabéns e bem vindo ao Brasil!!

Márcio Almeida hat gesagt…

Obrigado por mostrar nossas cidades, costumes e lugares aos alemães e ao mundo. Volte sempre e seja bem vindo. Abraço