Montag, 22. Juli 2013

Fluminense – Vasco, 1:3


Mit Spannung wurde das erste Derby im renovierten Maracanã erwartet. Gestern war es mit dem Spiel Fluminense – Vasco soweit. Trotz aller Bedenken, würde ich sagen, dass der Test bestanden wurde. Insgesamt wollten 46.000 Zuschauer den Klassiker zwischen zwei schwächelnden Teams sehen. Vasco ist wegen seiner Schulden schon länger in der Krise. Der Meister Fluminense hat in der Confed-Cup-Pause wichtige Spieler, wie Wellington Nem und Thiago Neves abgegeben. Man durfte also nicht gerade Fußball auf höchstem Niveau erwarten.


Das Stadion wurde zügig an den Betreiber „Maracanã AG“ übergeben, der gleich nach dem Confed-Cup Verträge mit Flamengo und Fluminense abgeschlossen hat, die sich jetzt das Stadion teilen. Die Fans von Flamengo werden ab sofort immer die Nordkurve nutzen und die Fans von Fluminense die Südkurve. Das führte zu Verstimmung bei Vasco. Denn als das Maracanã noch öffentlich war, konnte Vasco immer die Südkurve nutzen. Die Vereinsführung rief sogar dazu auf das Spiel zu boykottieren, damit die Eintrittsgelder nicht in die Kassen von Fluminense fliesen.
Den Fans war es egal. Die Plätze in den Kurven hinter den Toren – deren Erlös Fluminense zukam - kosteten R$60 (€20) und waren scheinbar ausverkauft. Die Eintrittskarten auf der Haupttribüne und Gegengerade blieben im Besitz der Maracanã AG und kosteten R$300 (€100). Diese Bereiche blieben leer. Die Preispolitik muss dringend überdacht werden. Aber leider wurde schon für nächstes Wochenende angekündigt, dass beim Spiel Flamengo – Botafogo der billigste Platz R$100 (€34) kosten wird.


Die Fans beider Seiten zeigten sich in bester Laune und sangen ihre Lieder. Die Torcidas von Fluminense organisierten sogar eine Choreographie. Es zeigte sich, dass das neue Maracanã eine hervorragende Akustik hat und so war das Einlaufen der Mannschaften sehr emotional. Trotz der neuen Sitze, blieben die Fans in den Kurven stehen. Schon unter der Woche gab es ein Treffen zwischen Fanklubs und Polizei, bei dem der Standpunkt der Torcidas beschlossen wurde. Wie zuvor verteilten sie sich rund um die Zugänge im oberen Teil des Stadions. Fahnen und Perkussionsinstrumente waren erlaubt.


Ich traf meinen schwedischen Kollegen Henrik Jönnson, der mir einen Stadionrundgang vorschlug, um herauszufinden, ob die Garrinchabüste an der Bellinirampa noch existierte. Der Rundgang war sehr interessant und ermüdend, denn man legt so seine Kilometer im Maracanã zurück. Als wir an der Bellinirampe ankamen bemerkten wir, dass hier architektonisch stark eingegriffen wurde, denn die Rampe wurde unterbrochen, um einen neuen Eingang zu den VIP-Logen zu kreieren. 



Dafür wurde auch ein neuer Rundgang erbaut. Es gibt jetzt also ein Stockwerk mehr im Stadion. Auf den Oberrang kommt man über zwei neue Rampen. 


Als wir oben ankommen, bestätigt sich unsere Befürchtung: die Garrinchabüste wurde entfernt. Leider konnte uns auch niemand informieren, wo sie sich befindet.


Wir zogen weiter und versuchten, wie früher im Rundgang des Oberrangs wieder auf die andere Seite zurückzukommen und bemerkten, dass dies nicht mehr möglich ist. Der Rundgang wurde geschlossen, um so die Fangruppen zu trennen.

Siehe Foto: Oben der Rundgang für die Fluminensefans, unten der Rundgang für die Vascofans.

Über eine Rampe konnten wir dann doch das Stadion umrunden, mussten dann aber in den fünften Stock kommen, um auf die Pressetribüne zu gelangen. Niemand wollte uns Zugang gewähren, da sich in den Stockwerken drei und vier die VIP-Bereiche befinden. Doch plötzlich sah ich eine offene Brandschutztür, die zu einer Treppe führte, die uns in den fünften Stock verhalf. Diese Tür wird wohl in Zukunft geschlossen sein. 


Durch unseren Rundgang verpassten wir große Teile des Spiels. Vasco konnte schon in der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung gehen. Spielentscheidend war wohl die Rote Karte für Fred kurz danach. Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhte Vasco auf 2:0. Danach kam Fluminense aber wieder ins Spiel und erzielte das 2:1. Als aber auch noch Digão des Feldes verwiesen wurde, war das Spiel gelaufen. Kurz vor Schluß gelang Vasco noch das 3:1.



Henrik und ich gingen noch auf ein Bier in die Kneipe „Dodô“ am São Salvador Platz. Wir bestellten eine hervorragende Schweinshaxe. Das Maracanã ist nicht mehr wie früher, aber es hat den ersten echten Test bestanden. Ich bin froh, dass die Stimmung so gut war. 

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