Sonntag, 25. August 2013

Madureira - Macaé, 2:2


Eher zufällig habe ich am Samstagmittag nochmal die Anstoßzeit des Spiels von Madureira überprüft. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass das Spiel kurzfristig um eine Stunde vorverlegt worden war. Also habe ich schnell Leda und Thomas angerufen, um unsere Abfahrt ab Hauptbahnhof vorzuziehen, und bin dann schnell losgezogen. Wir haben den Zug um 14.30h erwischt und sind natürlich 15 Minuten zu spät gekommen. Da stand es schon 0:1 für die Gäste aus Macaé.


Manchmal muss man eine Auszeit der ersten Liga nehmen und sich in die Niederungen der dritten Liga begeben, um wieder traditionelle Fußballluft zu schnuppern. Die dritte brasilianische Liga wird zweigleisig in einer Nord- und einer Südgruppe ausgetragen. Am Ende der Saison werden die Aufsteiger dann in einem KO-System der besten vier Teams der beiden Gruppen ermittelt. Die Nordstädter aus Madureira hatten es am Samstag mit der Mannschaft aus Macaé zu tun gehabt.


Macaé liegt an der nördlichen Küste des Bundesstaates Rio de Janeiro. Die Kommune kam durch große Erdölfunde zu Geld und investiert das jetzt in seinen Fußballverein. Der Klub hat also nicht gerade Tradition, sondern ist ein Ausbildungsverein, der sein Geld mit dem Spielerhandel verdient. Das Rezept scheint aber aufzugehen, denn Macaé ist im Moment auf dem zweiten Platz.


Madureira ist hingegen ein Stadtteilklub mit Freibad, Turnhalle und sogar Frisör, der den Anwohnern dient. Man merkt diesen „Comunity-Spirit“ an jeder Ecke des Vereinsgeländes. Noch während der ersten Halbzeit begann ein Mitglied der Vereinsführung hinter mir auf der Ehrentribüne bei einer Verletzungsunterbrechung eine Unterhaltung mit einem Spieler von Macaé. Man ist so nah am Spielfeld, dass beide sich tatsächlich gehört haben. Auch sonst sind die „üblichen Verdächtigen“ auf der Tribüne, wie zum Beispiel Tante Raquel, die, wie immer, ihren Saft verkauft.


Die Szene des Spiels war, als ein Feldspieler von Macaé auf der Torlinie einen Schuss von Madureira mit der Hand abwehrte. Logische Folge: Rote Karte und Elfmeter, der von Daniel da Silva verwehrtet wurde. Somit gingen die Mannschaften mit 1:1 Unentschieden in die Pause. Wer erwartet hatte, dass Madureira jetzt auf den Siegtreffer drängen würde, sah sich getäuscht. Kurz nach Wiederanpfiff kam Macaé zum erneuten Führungstreffer. Madureiras Abwehr sah dabei schlecht aus und im Angriff kam auch nichts Konstruktives zu Stande. Somit war ein Freistoß nötig, um 5 Minuten vor Schluss doch noch den Ausgleich zu erzielen. Madureira befindet sich noch im sicheren Mittelfeld, muss aber aufpassen, dass man nicht in den Abstiegskampf rutscht. Die Fans waren auf jeden Fall unzufrieden.


Wir beschlossen noch einen kurzen Bummel über die angrenzende Markthalle zu machen und ein paar afro-brasilianische Religionsgegenstände zu bewundern. Gott sei Dank haben wir auch eine Bierbude gefunden. Es ist immer wieder schön in Madureira.



Von dort nahmen wir den Zug zurück in die Südzone, um in Flamengo eines der besten Botequins Rio de Janeiros zu besuchen: das Lamas. Mario Filho beschreibt schon in seinen Büchern, dass dort die Mannschaften der ersten Fußballjahrzehnte Brasiliens ihre Siege gefeiert haben. Wir bestellten erst mal eine Portion frittierte Zwiebeln und dann ein Garnelenrisotto. Ich weiß nicht was der Koch macht, aber sein Risotto ist einfach besser als in anderen Wirtschaften. Ich finde auch die Kellner mit ihren weißen Sakkos und den Fliegen super. Was für ein schöner Fußballtag!

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