Samstag, 7. September 2013

07.09. Unabhängigkeitstag


Von meinem Fenster aus sehe ich Hubschrauber über dem Zentrum Rio de Janeiros kreisen. Seit Stunden sind Böller zu hören. Man könnte sagen, dass das an einem Nationalfeiertag normal ist. Aber diesmal sind es nicht die Kanonen des marschierenden Militärs, sondern das Feuerwerk der Demonstranten, das zu hören ist.


Schon seit Juli rufen verschiedene Gruppen zum „Größten Protest in der Geschichte Brasiliens“ am 07. September auf. Anhand der sozialen Netzwerke zirkulieren seit Wochen Demo-Aufrufe. Diese haben scheinbar bei Staatsdienern ihre Wirkung nicht verfehlt, denn Regierung und Polizei begannen schon unter der Woche verschiedene Maßnahmen zu ergreifen.


So wurde zum Beispiel ein Vermummungsverbot erlassen und Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern des „Schwarzen Mobs“ gemacht. Mehrere Personen wurden vorübergehend festgenommen. In Brasilia wird heute Nachmittag ein Freundschaftsspiel zwischen Brasilien und Australien ausgetragen. Deswegen wurde die Stadt in verschiedene Sicherheitsbereiche eingeteilt, an denen es Polizeisperren gibt. Die demonstrierende Zeltstadt vor dem Nationalparlament wurde geräumt. Das sah alles ganz schön nach Nervosität aus.
Insgesamt waren in 130 Städten Demonstrationen angekündigt und so überträgt ein Nachrichtensender seit Morgengrauen von den Straßen Brasiliens. Es gibt zwar tatsächlich überall Demonstrationen, aber sie sind doch sehr klein. Die Abschreckungsmaßnahmen scheinen zu funktionieren. In São Paulo und Brasilia fanden sich nur ein paar Hundert Demonstranten ein. In Rio waren es etwa 2.000 – 3.000. Nicht zu vergleichen mit den Massenprotesten im Juni. Aber es ist klar, dass weiterhin protestiert wird und dass die Politiker nervös sind.


In Rio ist es letztes Wochenende ein paar Fans von Flamengo gelungen, Transparente ins Maracanã zu schmuggeln, auf denen gegen die Privatisierung des Stadions demonstriert wurde. Ordner entfernten die Transparente rasch, aber sie wurden fotografiert und veröffentlicht. Die Konsequenz war, dass Rios Gouverneur jetzt laut darüber nachdenkt das Stadion wieder zu verstaatlichen. Ich habe meine Zweifel, ob das wirklich besser ist, aber es ist bezeichnend für die politische Stimmung im Land.

Brasilia: 

 Sao Paulo:

Fortaleza:

Belem:

Fotos aus:
https://www.facebook.com/AnonymousBr4sil?fref=pb&hc_location=profile_browser

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