Mittwoch, 18. Dezember 2013

Atlético/MG – Raja Casablanca, 1:3


Brasilien steht unter Schock: Atlético/MG verliert 1:3 gegen Raja Casablanca bei der FIFA Klub-WM. Damit wird das Team aus Marokko am Samstag auf Bayern im Finale treffen.
Der Weltpokal ist der große Traum eines jeden brasilianischen Spielers und Fans und hat somit eine ungleich höhere Bedeutung als in Deutschland. Ich war im September in Belo Horizonte und die Leute dort haben mich die ganze Zeit gefragt, welche Erwartungen ich hätte und ob Atlético/MG eine Chance gegen Bayern hätte. Nun das werden wir jetzt nicht mehr erfahren.


Dementsprechend ist auch Atlético/MG schon am 09.12. in Marokko angekommen, um sich so perfekt auf den Weltpokal vorzubereiten. Sie sind also heute schon ihren zehnten Tag in Marrakech. Der brasilianische Pressetross ist auch mit angereist und hat zum Beispiel Reportagen über die lokale Küche mit ihren Schafshirnen und -augen gemacht.


Die letzten Ligaspiele wurden mit der Reservemannschaft bestritten. Aber heute gegen Casablanca waren alle Stars auf dem Platz: Ronaldinho Gaúcho, Jô, Josué (ex-Wolfsburg), Tardelli etc. Atlético/MG bestimmte nur in den ersten 30 Minuten das Spiel, kam aber zu keiner nennenswerten Chance. Dann drehte Casablanca auf. Richtig schön kontrolliert und konzentriert wurden die Spielzüge aus der Abwehr heraus aufgebaut. Wenn es lange Bälle gab, dann kamen diese immer an. Zu Beginn der zweiten Halbzeit führte dann so ein langer Ball zum 1:0.


Der wie immer überbewertete und arrogante Ronaldinho Gaúcho viel bis dahin nur durch Fehlpässe auf. Als er seinen berühmten Trick – Elástico, also Gummiband – an der Strafraumgrenze aufführte nahm ihm ein Verteidiger von Casablanca fast gelangweilt den Ball ab. Kurz darauf gab es jedoch einen Freistoß, den Ronaldinho Gaúcho sehr gekonnt verwandelte.
Casablanca ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen und erhöhte durch einen zweifelhaften Elfmeter. In der letzten Minute fiel das entscheidende 3:1, erneut nach einem Konter. Die Fans von Casablanca sorgten schon während des gesamten Spiels für Stimmung, doch jetzt waren sie gänzlich aus dem Häuschen. In Belo Horizonte wurde das Spiel auf einer Großbildleinwand im Stadion gezeigt. Dort sah man nur entsetzte Gesichter.


Nach dem Schlusspfiff sah man noch sehr kuriose Bilder: die Spieler von Casablanca umringten Ronaldinho Gaúcho und umarmten ihn der Reihe nach. Dann begannen sie ihn auszuziehen und nahmen seine Kleidungsstücke als Trophäe mit. Sie hatten nicht nur gegen ihr Idol spielen dürfen, sondern konnten es sogar besiegen.


Am Vortag besiegte Bayern den asiatischen Champions League Sieger Guangzhou aus China mit 3:0. Bei den Chinesen sind zwei Brasilianer und der Argentinier Conca, der ab Januar wieder zu Fluminense zurückkommt, unter Vertrag. Das Spiel war so langweilig und einseitig wie man es erwartet hat. 23:2 Torschüsse und 70% zu 30% Ballbesitz sprechen Bände. Selbst wenn Guangzhou alle seine Torschüsse verwandelt hätte, hätte Bayern noch gewonnen und konnte es sich leisten 20 Schüsse zu vergeben.



Die FAZ hat meines Erachtens einen gelungen Vergleich gemacht: der Weltpokal ist wie eine Weihnachtsfeier auf die man keinen Bock hat, aber aus beruflichen Gründen gezwungen ist, daran teilzunehmen. Es ist eigentlich ein Ehre eingeladen zu sein, aber der sportliche Wert ist äußert fraglich. Die großen Klubs aus Europa und Südamerika können eigentlich nur verlieren. Atlético/MG muss jetzt mit dem Spott leben, ist aber im Übrigen in guter Begleitung. Schon 2010 verlor Internacional aus Porto Alegre gegen Mazembe aus dem Kongo mit 0:2.

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