Bei dem folgende
Text handelt es sich um einen Gastbeitrag von mir, der auf: http://www.calcio-culinaria.de/ erschienen ist. Guten Appetit!
Wer durch Brasiliens Straßen schlendert oder in einer
Eckkneipe ein Bier trinkt kennt die Salgadinhos. Es handelt sich um kleine
salzige Snacks, wie Teigtaschen, Pasteten oder Bällchen, für den kleinen Hunger
zwischendurch, die von den Portugiesen erfunden wurden. Das Erbe der
Kolonialherren übt weiterhin großen Einfluss auf die Kultur ihrer ehemaligen
Kolonie aus. Eines der bekanntesten Salgadinhos ist „Bolinho de Bacalhau“, also
Kabeljaubällchen, die aus einer frittierten Stockfisch-Kartoffel-Masse gemacht
werden.
Diese Salgadinhos eignen sich perfekt als Stadionsnack,
denn sie können in großen Mengen vor dem Spiel hergestellt werden und in den
Stadionkneipen warm gehalten werden. Für den Fan sind sie dann ein perfekter
Snack zum Bier. Somit verwundert es nicht, dass man die Salgadinhos in allen
Stadien Brasilien findet. Ein absoluter Stadionklassiker dieser Salgadinhos ist
in Rio „Coxinha de Galinha“, Hähnchenschlegel. Seine Entstehungsgeschichte ist,
dass früher tatsächlich Hähnchenschlegel paniert und frittiert und dann
verkauft wurden. Später versuchte man günstigere Versionen zu produzieren,
deswegen wurde begonnen nur wenig Fleisch in einer Kartoffelmasse zu
frittieren. Diese hat bis heute die Form eines Hähnchenschlegels.
Aber leider habe ich noch nie wirklich gute Salgadinhos
in einem Stadion gegessen. Scheinbar tut ihnen die lange Ruhezeit nicht gut.
Frisch frittiert sind sie einfach besser. Außerdem werden in den neuen
WM-Stadien die alten Kneipenbesitzer gegen neue gesichts- und geschmacklose
Imbissketten ausgetauscht. Ein weiteres Problem in Zeiten der Megaevents ist,
dass zurzeit ein Alkoholverbot in brasilianischen Stadien herrscht. Wie soll
denn bitte ein fetttriefendes Kabeljaubällchen ohne Bier schmecken?
Wer in Rio de Janeiro richtig gute Salgadinhos probieren
möchte, dem seien in der Nähe des Maracanã die „Botequins“ (Kneipen) „Gato de
Botas“ (Rua Torres Homem) und „Aconchego Carioca“ (Rua Barão de Iguatemi),
empfohlen. Wer mehr Zeit hat, der sollte eine Fähre nach Niteroi nehmen und
dort die Kneipe „Caneco Gelado do Mario“ (Rua Visconde de Uruguai) besuchen.
Besitzer Mario macht die besten Kabeljaubällchen und Krebspasteten (Pastel de
Siri) Rios, Brasiliens, der Welt.
Außer den Salgadinhos gibt es in manchen Gegenden
Brasiliens aber regionale Spezialitäten, die vom Stadionbesuch nicht
wegzudenken sind. Ich möchte im Folgenden die drei berühmtesten vorstellen.
Da ist erst einmal das Schweinshaxensandwich in São
Paulo. Traditionell stellen die Verkäufer ihre Zelte oder Imbisswagen in den
Zufahrtsstraßen vor den Stadien auf. Ihr größter Verkaufsschlager sind die
Schweinshaxen, die schon vorgebraten wurde. An Spieltagen legen die Verkäufer
diese dann im Ganzen auf die Theke und schneiden bei Bestellung dünne Scheiben
ab. Diese Scheiben werden dann auf einer heißen Platte erhitzt und in einem
Brötchen gereicht. Das Sandwich kann mit Käse, Salat und Saucen angereichert
werden. Leider werden die Verkäufer zunehmend aus dem Stadionumfeld vertrieben.
In der WM-Stadt Belo Horizonte ist „Feijão Tropeiro“ ein
fester Teil des Stadionbesuchs. Diese Mischung aus Bohnen, Maniokmehl, Kohl und
Speck wird oft mit Reis, Steak und einem Ei angeboten. Traditionell wird der
„Tropeiro“ direkt in den Stadionkneipen verkauft. Die FIFA wollte den
„Tropeiro“-Verkauf während der WM verbieten. Das führte aber zu so starken
Reaktionen in der lokalen Bevölkerung, dass der Verkauf gesichert ist. Übrigens
kostet eine Portion weiterhin sozialverträgliche R$10 (€3). „Tropeiros“ waren
die Goldtransporter in der Kolonialzeit, die die Zutaten dieses Gerichts mit
sich schleppten und so „Feijão Tropeiro“ erfanden.
Die deutsche Nationalmannschaft wird ihr Auftaktspiel in
Salvador haben. Salvador ist neben Belo Horizonte und Belém (das leider keinen
WM-Zuschlag bekam), eine von drei kulinarischen Hauptstädten Brasiliens. Die
stark von afrikanischen Einflüssen bestimmte regionale Küche ist eine der
Sensationen Brasiliens. Aushängeschild sind die Bohnenbällchen Acarajé, die
auch in den Stadien verkauft werden. Die Bohnenbällchen werden frittiert und
dann halbiert. Daraufhin bekommen sie eine Füllung aus der Okrapaste Carurú,
der Erdnusscreme Vatapá, getrockneten Garnelen, Tomaten, Zwiebeln und Chili. In
Salvador ist der Chili viel schärfer als in anderen Gegenden Brasiliens und
kann auch abgelehnt werden. Auch hier wollte die FIFA den Verkauf während der
WM verbieten und erntete starken Wiederstand, so dass Acarajés jetzt erlaubt
sind.
Die brasilianische Küche ist insgesamt sehr reichhaltig,
interessant und hochwertig. Ehrlich gesagt können die Stadionimbisse dieses
Qualitätsniveau meist nicht halten. Man muss sich dann halt ein Restaurant
suchen und dort auf Entdeckungsreise gehen. Es lohnt sich!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen