Ich war
diese Woche in São Paulo auf dem Fußballkongress des Fußballmuseums und der
Sportforschungsgruppe Ludens der Universität USP. Es ist viel passiert und ich
möchte das jetzt ein wenig zusammenfassen.
Eigentlich
wollte ich noch vor Abfahrt einen Post schreiben, da ich das Gefühl habe, dass
die Nervosität ansteigt. Es ist etwas wie die Vorweihnachtszeit. Man versucht
noch schnell einige wichtige Dinge vor den Ferien zu lösen. Nur, dass statt
Geschenken Fanartikel gekauft werden. Teil dieser Nervosität ist, dass immer
mehr Streiks stattfinden und gleichzeitig die Leute immer weniger Verständnis
dafür haben. Die Polizei in Salvador, das Sicherheitspersonal in Rio und die Busfahrer
in Rio und São Paulo streiken.
Am
Donnerstag haben dann in mehreren Städten, unter anderem auch in São Paulo,
Demos stattgefunden. In São Paulo waren es etwa 1.000 Personen, denen
mindestens 1.000 Polizisten gegenüberstanden. Ich konnte den ganzen Abend in verschiedenen
Teilen der Stadt die Polizeibewegungen beobachten. Die Demo selber habe ich nur
kurz gesehen. Sie war viel kleiner und unaufgeregter, als viele Fernsehkanäle
berichteten.
Auf dem Campus der Universität wurde zur Teilnahme an der Demo aufgerufen. Es ist schon erstaunlich, wie in einem Atemzug WM, Ukraine und Uni-Politik genannt werden. Das Gebäude der Geschichtsfakultät war voller Transparente. Am besten hat mir folgendes gefallen: "Hast du es satt von der Polizei verprügelt zu werden? Komm zur Leichtathletikgruppe unserer Fakultät!"
Ansonsten
war São Paulo, wie immer, ein Erlebnis. Wir waren gleich am ersten Abend in
unserer Stammkneipe Tiro Liro im Stadtteil Perdizes. In São Paulo gibt es auch
den kulinarischen Wettbewerb www.comidadibuteco.com.br
und das Tiro Liro hat mit einem Garnelensnack daran teilgenommen. Aber die
Kneipe lebt von ihrem portugiesischen Tapas-Büfett, dem Fußballbezug, den Karikaturen
von Caruso, dem Stadtteil-Flair und seinen Whiskeyflaschen. Mein Freund und
Kollege Enrico hat auch seine Flasche dort gebunkert.
Von dort
ging es weiter in die Fußballkneipe São Cristóvão in Vila Madalena. Natürlich
haben wir dort etwa 30 Kongressteilnehmer getroffen. Die Wände des São
Cristóvão sind voller Fußball-Devotionalien.
Der
Kongress selber wurde von Dr Gunter Gebauer von der FU Berlin, mit einem
Vortrag zum Thema „Die Ästhetik des Fußballs“ im Fußballmuseum eröffnet. In den
folgenden Tagen fanden dann Vorträge zu diversen Fußballthemen in der USP
statt. Meine eigene Forschungsgruppe hat Panels zu den Themen Fans,
Sportjournalismus und Vereinspolitik organisiert. Insgesamt ist das Angebot so
groß, dass es unmöglich ist, Alles zu verfolgen. Zum Abschluss konnten wir
unser Fußballwörterbuch deutsch – portugiesisch in Demonähe vorstellen.
Trotz des
reichhaltigen Angebots nutzten wir immer wieder die Zeit, um São Paulo zu
erkunden. Die Stadt ist wohl die kosmopilitischste Brasiliens. Das erkennt man
auch an den Herkunftsländern der Restaurants. Diesmal haben wir das Biyou´Z mit
seinen Spezialitäten aus Kamerun getestet. Fantastisch und günstig. Das Essen
erinnert stark an die Küche von Bahia. Es gibt Gerichte, die aus Garnelen,
Palmöl und Erdnüssen oder Gemüse gemacht werden, wie Vatapá und Carurú in
Salvador. Dazu gab es einen Klos aus Maniok und somit etwas fast Deutsches.
In São
Paulos U-Bahnstationen hängen schon die Wegweiser für die WM. Immer mehr
Unternehmen machen Werbung mit der WM.
Am besten fand ich das Busunternehmen,
dass mit der Übertragung der Spiele in seinen Bussen lockt. Man kann also
verreisen und verpasst trotzdem kein Spiel. Übrigens das Stadion in São Paulo
Itaquerão wird morgen, Sonntag, eingeweiht. Die Arena da Baixada in Curitiba
wurde am Mittwoch eingeweiht. Damit sind alle Stadien offiziell fertig. Die Sicherheitstests
wurden natürlich noch nicht gemacht und die Anfahrtswege sind, Berichten zufolge,
eher prekär.
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